Multihoming
Wer wünscht sie sich nicht? Die Provider Autonomie! Oftmals ist es so, dass sich der Internetanschluss bei einem Provider befindet, hat dieser Probleme, läuft das Internet und all die benötigten Dienste nicht mehr. Was bei Privatpersonen ein Ärgernis, aber kein Weltuntergang ist, kann bei Unternehmern eine große finanzielle Einbuße nach sich ziehen. Demnach ist die Verfügbarkeit der Internetleitung ein hohes Gut, dass auf jeden Fall sichergestellt werden muss. Hier bieten Internet-Provider die unterschiedlichsten Lösungen an, alles natürlich gegen einen ordentlichen preislichen Aufschlag. Darüber hinaus gibt es aber auch technische Lösungen. Einer dieser technischen Lösungen ist Multihoming, das nachfolgend ausführlich besprochen werden soll.
Ziel von Multihoming ist es, die Zuverlässigkeit von Internet-Verbindungen eines IP-Netzwerkes zu verbessern. Dies wird dadurch erreicht, in dem bei Multihoming die Verbindung ans Internet nicht nur über einen Internetdienstanbieter (Provider) erfolgt, sondern mindestens durch zwei oder aber auch mehrere. Um auf den Begriff „Multihoming“ zu sprechen zu kommen: Statt einem Home (Provider) hat man, wie der Name sagt, mehrere (multi) Homes (Provider bzw. Zugriffspunkte ins Internet). Multihoming erhöht nicht nur die Ausfallsicherheit bzgl. des Providers, sondern auch gegenüber der Hardware, da immer noch mindestens ein weiterer Alternativweg bereitsteht. Ist das eigene, interne Netz entsprechend gesichert, sollte es auch kein Problem mit einer dauerhaften Internetverbindung geben.
Neben der Erhöhung der Ausfallsicherheit kann durch Multihoming auch eine Lastverteilung erreicht werden, in dem der Verkehr beispielsweise über den ISP (Internet Service Provider) weitergeleitet wird, der den kürzesten Pfad ermöglicht. Auch Kosten können durch die Weiterleitung eingespart werden. Je nach Preis per Tageszeit kann der Verkehr über den günstigen Provider geleitet und bei Änderung der Tageszeit und dem damit verbundenen Preis auf einen anderen Provider ausgewichen werden.
 Beispiel eines Multihomed Netzwerkes - Netzwerkdiagramm von LuckyStarr (Wikipedia)
Um in den Genuss von Multihoming zu kommen, braucht man erst einmal IP-Adressen. Um wirklich autonom zu sein, sollte man sich eigene IP-Adressen besorgen. Dafür muss man sich informieren, bei welcher RIR (Regional Internet Registry) man sich diese Adressen beschaffe muss. Sitz man beispielsweise in Europa, wäre die zuständige RIR die RIPE. Dort erhält man dann konkrete Informationen zu Organisatorischem und dem Preis. Möchte man bei der RIPE einen Antrag auf Multihoming stellen, kann dies durch zwei Möglichkeiten realisiert werden. Entweder man wird Mitglied der RIPE und damit zum Local Internet Registry (LIR) oder man sucht einen LIR als Sponsor. Ausführliche und aktuellere Möglichkeiten findet man aber wie schon gesagt bei der zuständigen RIR.
Ist das Organisatorische geklärt und hat man die eigenen IP-Adressen erhalten (was zumindestens bei Ipv4 danke Adressknappheit nicht einfach wird) kommt die technische Umsetzung an den Zug. Da man unabhängig vom Provider ist, muss man dies selbst in die Hand nehmen. Hier sollte das technische Know-How unbedingt vorhanden sein, ansonsten scheitert das Projekt Multihoming mit großer Sicherheit. So sind beispielsweise sehr gute Kenntnisse mit dem Umgang des Border Gateway Protocols (BGP) unablässlich, da BGP als Schnittstelle zwischen Netzwerken (außerhalb des eigenen Netzwerkes) dient, um Routing Informationen auszutauschen.
Wie man sieht bietet Multihoming einiges, allerdings ist dafür auch einiges erforderlich. Wer die Kosten und Mühen aber nicht scheut, der muss sich hinsichtlich der Internetkonnektivität im Normalfall keine Gedanken mehr machen. Zu erwähnen sei noch zum Abschluss dieses kleinen Einblicks, dass sich Multihoming momentan nur für wirklich große Unternehmen lohnt und umsetzbar ist. Aber wer weiss schon wie das in ein paar Jahre aussieht, ob dann auch der kleine Privatanwender in den Genuss einer autonomen Internetverbindung zum kleinen Preis dank IP v6 und neuen Technologien kommt.
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